Jede Tuba klingt anders. F-Tuben klingen anders als B-Tuben, Es-Tuben anders als C-Tuben. Das Topmodell von Miraphone klingt wiederum anders als das von Melton. Unterschiedliche Mundstücke sorgen dafür, dass jede einzelne Tuba wiederum völlig verschieden klingen kann. Hinzu kommt, dass jede Tubistin einen einzigartigen Klang auf ihrem Instrument produziert. Was macht also den Klangcharakter einer Tuba aus?
Ton, Klang, Geräusch
Um zu verstehen, warum Instrumente unterschiedlich klingen, muss man sich zunächst einmal klar machen, was ein Klang überhaupt ist und wo insbesondere die Unterschiede zwischen einem Ton und einem Geräusch liegen.
Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und versuche, die physikalischen Basics dazu zu erklären:
Umgangssprachlich sprechen wir häufig von Tönen, die wir spielen. Der Physiker schlägt da die Hände über dem Kopf zusammen, denn einen Ton kann man auf der Tuba nicht spielen. Ein Ton ist eine einzige (Sinus-)Schwingung, eine Grundschwingung. Solche Grundschwingungen treten in der Natur alleine nicht auf. Man kann sie nur elektronisch erzeugen und hörbar können sie nur in einer perfekt eingerichteten akustischen Kabine werden, weil in einem gewöhnlichen Raum immer irgendetwas mitschwingen würde. Somit würde die Grundschwingung nicht mehr alleine klingen.
Ein Geräusch ist das andere Extrem: Wenn ich gerade auf meinem Balkon sitze und die Straßenbahn höre, ist das ein Geräusch. Ich kann der Bahn keinen eindeutigen ‚Ton‘ zuordnen. Das Geräusch, das sie von sich gibt, besteht aus vielen verschiedenen ungeordneten Schwingungen, von denen keine eindeutig dominant ist.
Einen Klang, den wir auf der Tuba produzieren, nehmen wir allerdings mit einer eindeutigen Tonhöhe wahr. Hier ist eine Schwingung dominant. Dabei handelt es sich um die Grundschwingung. Spiele ich also auf meiner Tuba ein großes A, ist die Schwingung mit 110 Hz als eindeutige Tonhöhe wahrzunehmen.
Gleichzeitig klingen aber auch sehr viele Obertöne, also die Vielfache der Grundschwingung mit. So erklingt das kleine A auf 220 Hz, das e1 auf 330, das a1 auf 440, das cis2 auf 550, das e2 auf 660 usw. Diese Obertonreihe kennen wir von unseren Naturtönen. Der nächste Naturton ist immer ein Vielfaches der Grundschwingung.
Die Abmischung dieser vielen Schwingungen, also das Lautstärkeverhältnis dieser Obertöne zum Grundton, nehmen wir als Klangcharakter wahr. Nehmen wir den ‚Ton‘ als dunkel wahr, sind die Obertöne weniger dominant, bei hellen Klängen sind sie lauter und auch bei genauem Hinhören wahrnehmbar.
tubalexikon
Artikel lesen: "Naturtonreihe" im Tuba-Lexikon Lernplattform
Bauliche Unterschiede
Wie anfangs skizziert hängt die Obertonzusammensetzung, also letztlich der Klangcharakter, von vielen Faktoren ab. Für das Instrument, das Mundstück und das Spiel gibt es allerdings ein paar Faustregeln, die wir uns merken können:
- Je weiter die Tuba mensuriert ist, desto obertonärmer (dunkler) klingt sie.
- Je weiter der Schallbecher ist, desto mehr werden die Grundfrequenzen verstärkt (dunkler).
- Basstuben (F und Es) klingen obertoneicher (heller) als Kontrabasstuben (C und B)
- Ein flacher Munstückkessel klingt obertonreicher (heller) als ein tiefer.
- Je höher die Zungenposition, desto deutlicher sind die Obertöne wahrzunehmen.
Unterschied zwischen Ton, Klang und Geräusch – Video von Philipp Wichtrup auf YouTube
Sonderrolle des Geräuschs
Da das noch nicht kompliziert genug war, folgt nun noch ein kleiner Anhang:
Nicht nur die Obertonzusammensetzung macht den einzigartigen Klang der Instrumentalistin mit ihrem Mundstück und ihrer Tuba aus, sondern auch Geräusche spielen in die Klangfarbe mit hinein. Eine klassisch gespielte Trompete ist von ihrer Obertonzusammensetzung beispielsweise schwer von einer Oboe zu unterscheiden. Hört man allerdings das Anblasgeräusch, kann man das Instruent sofort erkennen.
Auch diese Anblasgeräusche sind bei allen Tubisten wiederum unterschiedlich und hängen auch von vielen Faktoren ab.
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