#09 Wenn Sisyphos Tuba lernt

Tubaspielen kann zur Sisyphosaufgabe werden

Wenn wir versuchen, Perfektion zu erlangen, gibt es viele Steine, die uns im Weg liegen. Dabei kommen wir uns manchmal vor wie Sisyphos, der der griechischen Mythologie zufolge vom Totengott Thanathos bestraft wurde.Er zwang ihn demnach, einen schweren Stein einen Berg hinaufzurollen. Jedes Mal wenn Sisyphos oben ankam, entglitt ihm der Stein und rollte wieder hinunter. Sisyphos musste also von neuem beginnen.

Herausforderungen beim Versuch, perfekt zu spielen

„Musizieren auf professionellem Niveau ist das Schwierigste, was der Mensch vollbringen kann.“ – Eckart Altenmüller

Die Motorik ist beim Musizieren doppelt gefordert: Erstens muss eine hohe räumlich-zeitliche Präzision erreicht werden und zweitens sind diese Ergebnisse auch noch dem Urteil des Ohres, also der musikalischen Vorstellung unterworfen.

So müssen beim Tubaspielen Luft, Zunge, Lippenspannung und die Finger im richtigen Moment genau das richtige völlig synchron tun. Dies erfordert jahrelange Übung und kann zu Frustration führen.

„Warum zum Teufel stellt sich kein Fortschritt ein?!“

Wenn wir fleißig üben stellt sich natürlich irgendwann der Fortschritt ein. Es kann nur etwas dauern. Der Fortschritt geschieht oft schubweise. Das bedeutet, dass wir einen großen Sprung oft lange vorbereiten müssen.

Andererseits kann es sein, dass wir den Fortschritt nicht bemerken. Entweder, weil er in so kleinen Schritten vonstatten geht, dass er nur aus der Ferne bemerkbar ist, oder weil sich unsere Anforderungen immer weiter erhöhen.

Das ist die Lösung!

Eine mögliche Lösung des Problems ist die richtige Geisteshaltung. Dazu gehört ein hohes Maß an Frustrationstoleranz. Wer aufgibt, hat schon verloren. Außerdem müssen wir versuchen, das Üben zu genießen. Wer spielerisch übt, verschiedene Rollen einübt, albern die Musik verzerrt, hat oft mehr Spaß und kann den schubweisen Fortschritt besser aushalten.

Und: Es gibt ein Gegenmodell zur Legende von Sisyphos. In einer altindischen Sage rollt Naranath Bhranthan einen Stein freiwillig den Berg hinauf. Er wird nicht gezwungen, sonder rollt ihn unter Mühen hinauf, um ihn dann genüsslich wieder ins Tal rollen zu lassen. Diese Sage lehrt uns, dass Erfolg nur dann er-folgt, wenn wir uns zuvor anstrengen. Diese Phasen der Anstrengung sollten wir uns mit Vorfreude auf die Belohnung des Gelingens versüßen.


Eckart Altenmüller: Vom Neandertal in die Philharmonie*

Raimund Lippok: Instrumentalspiel im Spannungsfeld konzentrierten Übens und der mentalen Entropie des digitalen Alltags

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